DF028: Ulrich Dirnagl
Veröffentlicht am 4. August 2020
Wenn es nach Ulrich Dirnagl ginge, müsste vor allem die Biomedizin eine Wurzelbehandlung bekommen, weil dort vieles nicht rund läuft. Davon kann der Mediziner stundenlang erzählen. Seit 1999 leitet Dirnagl an der Charité Berlin die Klinik für experimentelle Neurologie. Mittlerweile reicht sein Blick aber weit über die klinische Biomedizin hinaus: Das Forschungssystem sei teils erschreckend uneffektiv, sagt er, in allen möglichen Themenfeldern und nicht nur in Deutschland.
Tatsachen, an denen Ulrich Dirnagl lange nagte, denn er merkte selbst, wie schleppend seine Grundlagenforschung über Jahrzehnte hinweg vorankam: „Mir war aufgefallen, dass es in der internationalen Schlaganfallforschung überall so ist: Alle kündigen an, dass sie etwas entdeckt, zum Beispiel tolle Effekte in einem Modell gefunden haben.“ Am Ende komme davon aber sehr wenig bei den Patienten an. „Wir können Schlaganfallpatienten gut behandeln, da hat sich in letzter Zeit sehr viel getan. Aber das kommt nicht aus der Grundlagenforschung“, bemerkt Dirnagl. Als er genauer hinschaute, erkannte er dieses Phänomen auch in anderen wichtigen Forschungsfeldern, wie der Krebs- oder Alzheimerforschung.
Dirnagl ging auf die Suche: Gibt es Faktoren, die man abstellen kann, wo sich die Wissenschaftler selbst im Weg stehen? Seit einigen Jahren betreibt er Meta-Forschung am Berlin Institute of Health (BIH) – forscht also über Forschung.
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