Durchfechter

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Manuel Dolderer 0:00

Ich glaube, dass wir ganz, ganz dringend diese Art, wie wir Bildung gestalten, egal ob im schulischen Bereich oder im schulischen oder im Ausbildungsbereich komplett neu denken müssen, weil wir sonst wirklich eine ganze Generation verlieren an eine Zukunft, die sie überfordert. Wir sehen das ja heute schon an allen Ecken und Enden und das Überforderung führt zu Angst und Rückzug und zu einer Art von Denken, die wir einfach nicht haben wollen und die wir uns auch nicht leisten können. Was wir eigentlich brauchen, sind Menschen, die mit Mut, mit Selbstbewusstsein, mit Neugier und einem Unternehmergeist auf ihre eigene Zukunft schauen. Wenn ich vor Problemen stehe und die Erfahrung gemacht habe, dass ich gut darin bin, Probleme zu lösen, dann werde ich mich dieses Problems annehmen. Dann werde ich vielleicht sogar Probleme suchen als Herausforderung, weil ich daran wachse und weil ich Spaß daran habe, mich an solchen Themen abzuarbeiten.

Corina Niebuhr 1:30

Hallo und herzlich willkommen beim durch Vechta Podcast. Manuel Doderer ist Bildungsexperte und Mitgründer der Berliner Code University of Applied Sciences. Er gestaltete diese außergewöhnliche private Hochschule über sieben Jahre hinweg maßgeblich mit. Als Gründungs Präsident. Ein Slogan der Code University lautet Wir bilden die digitalen Pioniere von morgen aus. Doch sie schafft weit mehr. Die Gründer dieser Hochschule loten intensiv Grauzonen aus wie an einer staatlich anerkannten Hochschule. Allen Vorschriften und aller Bürokratie zum Trotz. Neue Studien Modelle möglich werden. Projekt basiertes Lernen Interdisziplinäres Lernen, selbstbestimmtes und von Neugier getriebenes Lernen. Studierende, die reihenweise während des Studiums schon selbst gründen und ein Start up aufbauen und dennoch weiter studieren können. All das ist an der Code University möglich und gelebter Alltag. Dass das nicht immer einfach ist, davon erzählt Manuel Dolder in dieser Folge. Er gibt uns einen Blick hinter die Kulissen. Der Code und erklärt, warum wir im Bildungssystem nicht so weitermachen können wie bislang. Mit der Modernisierung des Studiensystem meint er es wirklich ernst. Darauf ist er spezialisiert. Es ist aber auch sein Herzensthema. So wie die neuen Code und Design Camps für Jugendliche, die gerade im Ruhrgebiet angeboten werden. Hier können sich im Prinzip alle Jugendlichen bewerben. Ein Schulabschluss brauchen sie dafür nicht. Im Gegenteil Schulabbrecher sind ganz bewusst eine Zielgruppe. Manuel Doll möchte mit den Camps das hervorholen, was das schlecht funktionierende Schulsystem vielerorts verschüttet Neugier, Talent, den Spaß am Gestalten. Er möchte möglichst vielen jungen Menschen die Gewissheit und Zufriedenheit geben, dass sie selbst etwas bewegen können in ihrem Leben, aber auch in unserer Gesellschaft. Bevor wir das Interview starten, möchte ich noch etwas in eigener Sache sagen Dies wird unsere letzte durchfechten Folge sein, dass sich mit Manuel Doll als Interviewpartner hier ein Kreis schließt. Freut uns, denn Thomas Bachem, sein Mitgründer bei der Code University, war 2018 unser erster Interviewpartner. Thomas Bachem erzählte damals, warum die Code entstand und was das Gründerteam vorhatte. Manuel Doderer berichtet uns jetzt, was daraus geworden ist. Wir sind auf alle Fälle beeindruckt. Aber hört selbst. Mein Name ist Corinna Niebuhr und ich wünsche euch viel Freude beim Zuhören. Schön, dass ihr auf unserer durchweg der Reise mit dabei wart. Vielen Dank dafür und alles Gute!

Manuel Dolderer 4:26

Viele Bildungseinrichtungen präsentieren sich eben in der Art und Weise. Wir wissen, wie es geht. Ihr kommt zu uns und dann bringen wir euch das alles bei und helfen euch durch. Was aber dann leider passiert und da sind wir vielleicht so ein bisschen auch bei der Frage Worum geht es eigentlich grundsätzlich beim Lernen? Was passiert ist, dass man weiterhin in einem Modus bleibt, wo man sich ständig an den Erwartungen anderer misst und versucht, vorgegebene Erwartungen zu erfüllen, anstatt sich mal zu fragen Was will ich eigentlich? Warum bin ich eigentlich hier? Und das ist schwer, weil man natürlich als Schule, als Hochschule ein Curriculum haben muss. Du musst Konzept haben, du musst Inhalte haben, muss Prüfungen, hast alles, muss alles da sein, damit du überhaupt eine Existenzberechtigung hast. Und dann muss es dir aber meines Erachtens gelingen, den Lernenden zu signalisieren Ja, das ist alles schön und gut, aber eigentlich bist du hier, um dich selber zu erfinden, um selber rauszufinden, was du machen möchtest und wir versuchen dir dabei zu helfen. Aber wir wollen dir die Entscheidung nicht abnehmen. Wir wollen dir den Weg nicht vorgeben und wir wollen, dass du aufhörst, die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen und zu dem Punkt kommst, wo du selber Erwartungen an dich formulierst und anfängst, die zu erfüllen. Es gibt einen französischen Neurowissenschaftler Lern Forscher Stanislas Dehaene. Der beschreibt Lernen letztlich als einen ständigen Abgleich zwischen dem Bild, das wir von der Welt in unserem Kopf haben, und den Erfahrungen, die wir machen. Und immer wenn Erfahrungen, die wir machen, unser Bild bestätigen, dann lernen wir nichts. Und immer, wenn Sie unser Bild in Frage stellen, wenn das nicht zusammenpasst, wenn es da eine Inkongruenz gibt, dann lernen wir etwas, weil wir unser internes mentales Modell der Welt anpassen an die gemachte Erfahrung. Und das gibt es natürlich nicht nur für die Welt da draußen, sondern das haben wir genauso von uns selbst. Wir haben von uns selbst ein internes mentales Modell, wie wir sind, worin wir gut sind, worin wir schlecht sind, was wir können, was wir nicht können etc. was wir uns zutrauen. Und ich glaube, wir müssen jede Lernerfahrung genau daraufhin überprüfen, egal, ob wir das als Eltern machen mit unseren Kindern oder als Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern. Welches Selbstbild befördern wir eigentlich gerade mit dem, was wir hier bieten? Mit den Herausforderungen, die wir präsentieren, mit der Art, wie wir mit unseren Kindern, Schülerinnen, Schülern umgehen? Denn das steckt, glaube ich, ein Schlüssel dazu, den Menschen zu helfen, sich ein neues Selbstbild zu erarbeiten, das eben wirklich voll ist von Neugier, von Empathie, von Unternehmungslust und Mut auf Neues. Und dieses große Mindset, das ja auch als Konzept schon lange existiert, wirklich zu verinnerlichen. Und ich habe das Gefühl, mit ganz vielen Lern Ansätzen, die wir heute etabliert haben, produzieren wir das genaue Gegenteil. Und das erzeugt eben Angst und Zurückgezogenheit und Gefühl von Ausgeliefertsein. Und diese Selbstwirksamkeit Theorie, die hat auch unser Lern Konzept hier sehr stark beeinflusst. Und das ist etwas, was ich ja so gut ich kann auch in die Welt tragen möchte, weil ich glaube, dass es diese Spielräume, diese Gestaltungsräume heute schon ganz viel gibt. Die gibt es an Schulen, die gibt es an Hochschulen, die gibt es in Ausbildungs konzepten. Aber man muss die auf diese Frage hin erst mal beleuchten Wie können wir diese Räume schaffen, in denen Schülerinnen und Schüler, Studierende, Auszubildende diese Formen von Selbstwirksamkeit erfahren und daraus ein Selbstbewusstsein entwickeln, das ihnen dann hilft, auch ja mutig in die Zukunft zu schauen und zu sagen Hey, Technologie ist keine Bedrohung. Technologie ist ein Werkzeug, und zwar ziemlich mächtiges, das ich nutzen kann, um Dinge zu schaffen, Probleme zu lösen, Produkte zu bauen, mein eigenes Leben zu gestalten.

Der Wandel, insbesondere in den Hochschulen, wird gerade vorangetrieben durch solche Entwicklungen wie jetzt mit den ganzen Tools, die uns plötzlich allen zur Verfügung stehen, wo es gar nicht anders geht, als sich damit auseinanderzusetzen, wo niemand mehr die Augen davor verschließen kann, dass diese klassische Form des Lehrens und dann Wissen abprüfen in Form von Essays oder Klausuren oder so an ihre Grenzen kommt. Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, aber irgendjemand hat gesagt wenn deine Studierenden deine Prüfung mittels PPT oder einem anderen Lehrstuhl bestehen können, dann prüfst du Dinge ab, die in Zukunft von diesen Tools gemacht werden. Das heißt, du prüfst Dinge, die für deine Studierenden in Zukunft überhaupt nicht relevant sein werden. Also schon über die Prüfungs form kann ich mich selber prüfen. Prüfe ich eigentlich die Dinge ab, die in Zukunft relevant sein werden für meine Studierenden, für ihre Zukunftsgestaltung? Oder ist das etwas, was von jedem Stuhl heute schon reproduziert werden kann, wo ich mich gar nicht fragen möchte, wie das in fünf Jahren aussieht? Und insofern entsteht da gerade ein unglaublicher Veränderungsdruck durch die äußeren Veränderungen, dem sich die Hochschulen meines Erachtens gar nicht mehr entziehen können. Und jetzt kann man mal gespannt sein, welche Veränderungen das dann konkret auslöst. Ich glaube, es tut allen Beteiligten gut, das proaktiv anzugehen und wirklich in die Hand zu nehmen und sich nicht da vorantreiben zu lassen von den Entwicklungen der Technik. Ich möchte unglaublich viel bewegen im Bildungsbereich. An allen Ecken und Enden. Und freue mich auch immer, wenn ich eingeladen werde, entweder darüber zu reden oder anderen Bildungseinrichtungen zu helfen, solche Konzepte zu implementieren. Und interessanterweise kommen da auch immer wieder Anfragen aus dem Ausland, weil das natürlich nicht nur ein deutsches Problem oder ein deutsches Phänomen ist, sondern weil ganz viele Menschen in vielen Ländern sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Ich war vor ein paar Wochen in Ruanda, weil dort wirklich der Bildungsminister selbst sich genau diese Frage stellt Wie müssen wir unser Schul, unser Hochschulsystem umbauen, um den jungen Menschen, von denen es dort ja Prozentual gesehen noch viel, viel mehr gibt, in der Bevölkerung die Chance zu geben, ihre eigene Zukunft zu unternehmen? Und in Deutschland reden wir ganz oft, wenn wir über Hochschulen und ihre Ziele reden, von Employability. Studierende müssen in der Lage sein, nach dem Abschluss einen Job zu finden. Wenn man sich dann in Ruanda an einen Tisch setzt, stellt man fest Es gibt gar nicht so viele Jobs. Das heißt, die Menschen haben gar keine andere Wahl, als ihr eigenes Leben zu unternehmen. Denn sich einfach auf irgendwelche Jobs bewerben geht nicht, weil die Industrien gar nicht da sind. Die Unternehmen sind noch gar nicht da, das heißt, die müssen diese Unternehmen selber gründen, die Organisationen selber gründen. Und all das führt letztlich immer wieder zurück zu diesem Selbstbild, mit diesem Bild. Ich kann wirksam werden, und ich habe diese Erfahrung gemacht. Und das ist meines Erachtens die wichtigste Aufgabe für Bildungseinrichtungen, diese Erfahrung zu ermöglichen und damit dieses Selbstbild, neudeutsch dieses Mindset, entstehen zu lassen.

Ich bin zur Schule gegangen in Buchen im Odenwald, ein beschauliches Städtchen in Baden Württemberg, und für mich war die Schule schon damals eher so eine Art Spielplatz, weil mich die Fächer selbst gar nicht so sehr interessiert haben, sondern alles drum herum, alles, was man sonst noch so machen konnte, in der Schule, außerhalb der Schule, mit Mitschülerinnen, Schülern, mit Lehrerinnen und Lehrern. Ich habe mich da also vielseitig engagiert und alles Mögliche ausprobiert und wollte dann nach dem Abi eigentlich vor allem weg aus dieser Kleinstadt irgendwo hin, wo es spannend ist und hatte die Idee, ob ich vielleicht Schauspieler werden könnte, weil ich in der Schule schon sehr gerne und sehr viel Theater gespielt hatte. Ich habe dann ein spannendes Theaterprojekt in Bochum entdeckt und so kam ich von Buchen mitten ins Ruhrgebiet nach Bochum, habe dann ein Jahr an diesem Theaterprojekt teilgenommen, was eine großartige Erfahrung war, weil es nicht nur darum ging, Theater zu spielen, sondern eigentlich das Theaterprojekt selbst mit zu erfinden und mitzugestalten, inklusive der ganzen Finanzierung der ganzen Planung. Wir haben das Stück, das wir gespielt haben, selber geschrieben und die Tournee selber geplant und für die Finanzierung gesorgt. Und auch da konnte man sich wirklich in allen Bereichen austoben. Und da habe ich eines gemerkt, dass ich alles Mögliche werden will, aber ganz bestimmt nicht Schauspieler, weil ich gemerkt habe, dass für mich das so eine Art spannendes Hobby ist und ich mich aber gefunden habe. Die Arbeit mit Menschen, für die das ein absoluter unbedingte Wille war. Und jeder, der diese Landschaft kennt, weiß auch an Schauspielschulen zu kommen. Es kann ein sehr langwieriger und erniedrigender Prozess sein und wenn man das nicht unbedingt will, dann ist es garantiert der falsche Weg. Und das war bei mir so und glücklicherweise habe ich aber über dieses Theaterprojekt dann die Universität Witten Herdecke kennengelernt und habe mich in diese Uni verliebt, wusste gar nicht, was ich studieren will, aber ich wusste sofort, ich will an dieser Uni studieren. Und das war eben zufällig die erste private Universität in Deutschland, die auch für die damalige Zeit ein spannendes Lern Konzept angeboten hat. Die hatte sich einen Namen gemacht mit Problem basierten Lernen in der Medizin als erste Hochschule, die das in Deutschland umgesetzt hat. Und da auch ein Modell Studiengang oder ein Reform Studiengang Medizin ins Leben gerufen hat. Und die Atmosphäre war insgesamt zwar relativ klein, die Studierenden waren sehr engagiert, sehr motiviert und ich habe mich dann eher im Ausschlussverfahren für Wirtschaftswissenschaften entschieden, weil alles andere für mich nicht in Frage kam und habe dann Wirtschaftswissenschaften studiert, parallel dann auch noch angefangen, Philosophie und Kultur Reflexion zu studieren. Das war ein neuer Studiengang, der da entstanden ist. Und habe mich wieder überall eingemischt, wo man sich als Student einmischen konnte. Also vom Fakultätsrat über den Senat bis hin zu sämtlichen Strategiegruppe und studentischen Initiativen. Ich war dann auch Vorstand der studierenden Gesellschaft. Das ist ein studentischer Verein, der an dieser Privatuniversität die Studiengebühren erhebt. Ein sozial verträgliches Finanzierungsmodell anbietet. Das macht an der Uni Witten Herdecke die Uni nicht selbst, sondern das macht ein studentischer Verein, der einen umgekehrten Generationenvertrag anbietet, also neudeutsch Income Share Agreement, wo die Studierenden, die sich das Studium nicht leisten können, mit dem Verein einen Vertrag machen. Der Verein zahlt die Studiengebühren an die Uni und die Studierenden verpflichten sich, dem Verein das Geld zu zahlen, aber nicht als Summe, sondern als Prozentsatz des späteren Einkommens. Das heißt, derjenige, der später viel verdient, zahlt xProzent von diesem Gehalt und jemand, der wenig verdient, zahlt xProzent von einem geringeren Gehalt. Und wer unter einer gewissen Einkommensquelle verdient, zahlt gar nichts. Damit ist die Sozialverträglichkeit gesichert. Damit ist aber auch gesichert, dass ich aus meinem späteren Leben machen kann, was ich will, ohne irgendeinen Studienkredit abstottern zu müssen. Denn wenn ich zum Beispiel unternehmerisch tätig werden will, weiß ich nicht, was für ein Einkommen die haben werde, kann mich aber darauf verlassen, dass diese Income Share Agreement Modelle darauf Rücksicht nehmen. Und dieser Verein, der existiert seit 1995 und bietet seither dieses Modell sehr erfolgreich an, Das war eines der vielen Beispiele, wo ich mich alles engagiert habe an der Uni Witten. Und zu dem Zeitpunkt wusste ich ehrlich gesagt gar nicht, warum. Es hat mich einfach interessiert und ich wollte mich engagieren und einbringen. Wenn ich jetzt so zurückblicke, dann waren das natürlich alles unglaublich wertvolle Erfahrungen, weil ich ganz viel von dem gelernt habe, was ich heute oder in den letzten Jahren für die Coaching University gebraucht habe. Aber das ist ja oft so, dass man die Zusammenhänge erst erst rückblickend erkennt. Und das Leben muss man dann vorwärts leben und rückwärts kann man dann irgendwie einen Sinn draus machen. Im Studium habe ich David Klett unter anderem kennengelernt, mit dem ich studiert habe, und der hat mich dann irgendwann in die Gruppe geholt. Klett ist ja ein Bildungs Unternehmen, das deutlich mehr ist als nur der Schulbuchverlag. Da gibt es insgesamt inzwischen glaube ich, fast über 100 Einzelunternehmen. Und Klett wollte damals auch in den Hochschul Markt, also eine eigene Hochschule gründen. Und so kam ich dann über diesen Kontakt zu dem Job für Klett und mit Klett eine Hochschule aufzubauen, damals in Köln im Bereich Gesundheitsberufe und habe da schon versucht, neue Lern Konzepte anzuwenden. Wir haben das damals sehr stark Problem basiert aufgebaut auf dem Konzept des Problem basierten Lernens und in dem Aufbau der Hochschule. Bis zu dem Punkt, wo wir die ersten Absolventinnen hatten, war das auch eine sehr spannende Erfahrung. Ich hatte mich nur damals für die falsche Seite entschieden. Ich war als Geschäftsführer vor allem für das Kaufmännische und das Personal und das für die ganze Verwaltung zuständig, merkte aber, dass mein Herz eigentlich für die andere Seite schlägt, also für das Akademische, das Lernen, Konzept und all das und in diesem Zusammenhang habe ich dann Thomas Bachem kennengelernt in Köln, der mir erzählte, dass er schon lange diese Idee hat, eine eigene Hochschule zu gründen. Und da dachte ich Mensch, da kann ich doch ganz viel einbringen, weil er die Idee hatte. Er hatte auch ganz viele Kontakte und schon ganz viele Ideen, wie man das umsetzen könnte. Das einzige, was er nicht hatte, war eben Erfahrung, wie man Hochschulen gründet, was ja jetzt in Deutschland auch kein allzu verbreitetes Fachwissen ist. Und deswegen haben wir sehr schnell gemerkt, dass wir da eigentlich wunderbar zusammenpassen. Und Jonathan Rüther hatte mir damals schon geholfen, die Praxis Hochschule mit aufzubauen. Und als ich davon erzählte, dass das eine neue berufliche Option sein könnte, war er Feuer und Flamme dafür. Und so ist dieses dreier Gründerteam zusammengekommen, das dann ab Anfang 2016 angefangen hat, an dem Konzept der Code University zu arbeiten.

Wir haben am Anfang ein paar Gespräche geführt mit bestehenden Hochschulen, um zu schauen, ob es die Option sein könnte, dass wir uns an eine Hochschule angliedern, in eine bestehende Hochschule integrieren. Aber im Grunde war von Anfang an klar, dass das kein Weg für uns sein würde, weil damit automatisch einhergeht, dass man die bestehenden Regularien, Rahmen, Studium und Prüfungsordnungen und alles, was es an so einer Hochschule gibt, Grundordnung erst mal in Kauf nimmt. Und da auch aus der Perspektive eines einzelnen Studiengangs oder eines kleinen Instituts oder einer Fakultät nur herzlich wenig ändern kann. Und dazu waren unsere Ideen, wie wir lernen, an unserer Hochschule gestalten wollten, dann doch zu anders. Das heißt, wir haben sehr schnell gesagt, wir müssen und unser, um diese Ideen umzusetzen, unsere eigene Hochschule gründen. Und letztlich wussten Jonathan und ich ja auch, wie es geht. Das heißt, es war gar nicht so abschreckend, wie das vielleicht für andere klingt, wenn sie von außen drauf schauen, denken um Gottes willen, staatlich anerkannte Hochschulen gründen, das muss ja wahnsinnig kompliziert sein. Es ist wie so vieles in Deutschland ein sauber regulierter administrativer Prozess, der durchaus aus Qualitätssicherung aspekten auch viel Sinn ergibt. Und wenn man den einmal durchlaufen hat, dann weiß man ja auch so ungefähr, worauf es ankommt, worauf man achten muss. Und das Spannende war auch, dass wir insbesondere hier im Land Berlin, auf der Seite der Senatsverwaltung zwei Mitarbeiterinnen hatten, die uns in dem Prozess auch sehr unterstützt haben. Wir haben uns am Anfang durchaus herausgefordert, weil sie wissen wollten, ob wir das wirklich ernst meinen. Ich meine, da tauchen drei Jungs auf. Keiner ist auch nur promoviert und sagen, Wir wollen jetzt hier eine Hochschule gründen, Haben die erst mal gesagt Seid ihr sicher? Aber nachdem sie merkten, dass wir das ernst meinen und dass wir auch in gewisser Weise wissen, wovon wir reden, waren sie wirklich sehr, sehr unterstützend, weil sie auch gesehen haben, dass wir hier was aus gutem Grund etwas anders machen wollen, etwas neu gestalten wollen. Und weil sie auch sehen, dass das wirklich notwendige Impulse sind, die die deutsche Hochschullandschaft braucht. Ich weiß auch noch der Wissenschaftsrat, der ja dann als übergeordnetes Beratungsgremium für die Länder aktiv wird, wenn es um darum geht, die Konzepte von neuen Hochschulen zu prüfen. Der hat in den Anerkennung bzw in den positiven Bescheid unser Konzept Prüfung auch reingeschrieben, dass sie den weiteren Werdegang unserer Hochschule mit Neugier beobachten werden. Das fand ich damals eine sehr schöne Formulierung. Also insofern war relativ schnell klar, wir machen unsere eigene Hochschule, damit wir letztlich auch genau die Dinge gestalten können, die wir gestalten wollen. Und da gab es aus der Unternehmer Landschaft ganz viel positiven Zuspruch, aus der aus der akademischen Welt. Alles möglich also von von Begeisterung, Enthusiasmus, von Menschen, die auch in ihren eigenen Feldern, in ihren eigenen Bereichen schon sehr innovativ unterwegs waren oder versucht haben, im Rahmen ihrer Möglichkeiten innovativ zu sein, bis hin zu radikale Ablehnung. Brauchen wir alles nicht, geht die falsche Richtung. Informatik muss Theorie lastig sein und Sie müssen ganz viel Mathematik können. Alles andere ist eine mangelhafte Ausbildung. Da war also alles dabei. Wir haben 2016 angefangen, an dem Konzept zu arbeiten, zu dritt, in Vollzeit. Die private Hochschule in Deutschland ist ein eigenständiges Unternehmen und entsprechend mussten wir natürlich auch ein Unternehmen gründen. Und dazu gehört die Frage der Finanzierung. Und wie baut man das Ganze auf und wo ist der Standort und wo sind die Räumlichkeiten und all das, was dazugehört? Und da war Thomas Thommen natürlich ein sehr erfahrener Unternehmer, der vorher schon mehrere Unternehmen gegründet hatte und auch groß gemacht hatte und der da seine ganze Expertise und sein ganzes Netzwerk einbringen konnte. Wir haben auch gemerkt, als es um die Finanzierung ging, dass wir uns zwar sehr viel Mühe gegeben hatten, auch einen belastbaren Businessplan zu entwickeln, dass aber all die Investoren, mit denen wir gesprochen haben oder potenziellen Investoren, die wir überzeugen wollten, uns finanziell zu unterstützen, gar nicht an den Zahlen interessiert waren, Für die war das kein Geschäftsmodell, sondern für die war das eine Idee, die sie unterstützen wollten. Die haben zwar investiert in die GmbH, weil man das so macht, weil das die übliche Art ist, wie man in Start up Kreisen eben Geld gibt für eine Unternehmung. Aber im Grunde war das für die kein Investment, wo sie sehen wollten, wie profitabel das wird, sondern ein Investment in eine Idee, die sie gut fanden. Und alle konnten nachvollziehen, dass es eine andere Art in Deutschland braucht. Techies auszubilden, Menschen mit Technologie, Hintergrund, aber eben auch mit einer praktischen Erfahrung, weil sie alle aus ihren Unternehmungen, die das Phänomen kannten, dass man in Deutschland zwar viele Menschen findet, die einen Abschluss in Informatik haben, teilweise sogar promoviert haben in dem Bereich, die aber in ihrem Studium nie die Chance bekommen haben, praktisch zu arbeiten. Praktische Erfahrungen zu sammeln und dass es da eine gigantische Lücke gibt, weil Software Engineering, das hat ja das Engineering nicht ohne Grund im Begriff drin etwas völlig anderes ist als Informatik. Im Englischen wird es noch mal klarer, das eine Software Engineering und das andere ist Computer Science und Computer Sciences, viel abstrakte Modell, viele Mathematik und ganz wenig praktische Anwendung. Und das war der Grundgedanke damals auch von Tom, der sagte Warum gibt es dieses Pendant zum akademischen Studium, das es mit den Business Schools im Wirtschaftsbereich gibt? Warum gibt es das nicht im Technologiebereich? Und die Idee war total anschlussfähig. Und so konnten wir also mithilfe von Toms Netzwerk sehr schnell die notwendigen Unterstützer überzeugen, uns auch die finanziellen Mittel zu geben, um die Cloud aufzubauen. Und mein größtes Augenmerk lag letztlich auf dem Lernen Konzept, also auf der Frage Was können wir eigentlich? Wie viel Gestaltungsspielraum haben wir innerhalb dieses regulatorischen Rahmens, um wirklich lernen im Kontext neu denken zu können? Und das war natürlich ein sehr spannender Prozess, der noch gar nicht abgeschlossen ist. Also wir lernen jeden Tag noch, was geht und was geht nicht, was funktioniert, was sollte man besser oder mehr oder weniger machen? Und wir haben uns natürlich in dem Prozess auch immer wieder an den an den rechtlichen Rahmenbedingungen gerieben und geschaut wo kann man Sachen mutig interpretieren, wo kann man zwischen den Zeilen lesen, wo muss man sich an den Wortlaut des Gesetzes halten? Das ist alles nicht ansatzweise so, so klar und so eindeutig, wie man sich das vielleicht von außen vorstellt.

Es gab natürlich viele Meinungen dazu, was wir machen sollten oder was möglich wäre oder was nicht. Wir sind und die Freiheit haben wir uns eben genommen. Am Anfang relativ radikal dran gegangen, gesagt, wir kommen mal vom Ideal, wir skizzieren mal, wie wir uns auch letztlich mit allem, was wir über Lernprozesse wissen. Und was wir auch gesichert wissen, es gibt ja eine ganze Menge, also Kernforschung seit Jahrzehnten und relativ viele gesicherte Erkenntnisse darüber, wie Lernen idealerweise funktioniert und wie Lernumgebung idealerweise gestaltet sein sollten. Und davon haben wir uns inspirieren lassen und mal überlegt, wie würde es denn idealerweise aussehen, um dann zu sagen So, und was davon können wir im Rahmen des des Gesetzes umsetzen? Da sind wir auch teilweise übers Ziel hinausgeschossen. Wir haben zum Beispiel am Anfang auf Noten fast vollständig verzichtet, weil wir gesagt haben, wir sehen Noten eigentlich als nicht produktiv an, die helfen überhaupt nicht beim Lernen. Und wir haben stattdessen ein eigenes Bewertungs Konzept entwickelt, das den Studierenden Feedback gibt, aber qualitatives Feedback, das ihnen hilft, weiter zu lernen. Und wir haben auch ganz klar gesagt Wir wollen nicht, dass Lernen mit der Prüfung endet. Das ist ja oft so im Hochschulstudium. Ich habe ein Seminar oder ein Modul und da mach ich die Prüfung und dann ist das Thema abgehakt. Das entspricht natürlich überhaupt nicht der Realität, denn das Thema wird mich im Zweifel weiter beschäftigen und ich werde auch weiter lernen. Aber an der Note kann ich nichts mehr ändern. Das heißt, selbst wenn ich jetzt Beispiel keine Ahnung in Statistik immer besser werde, weil ich mich im Laufe des Studiums immer weiter mit Statistik beschäftige, hängt mir diese Note aus dem zweiten Semester ewig nach. Und es gibt nichts, was ich daran tun kann. Deswegen habe ich zum Beispiel von Anfang an gesagt Wir wollen, dass unsere Studierenden Prüfungen wiederholen können, und zwar nicht nur, wenn sie durchgefallen sind, sondern auch, wenn sie bestanden haben, um diesen Prozess des weiter lernens auch formal abbilden zu können, sodass man im fünften Semester eben zurückkommen kann und sagen Hey, ich habe noch viel mehr über Statistik gelernt, ich mache die Prüfung jetzt noch mal, damit mein formales Profil auch meinem tatsächlichen Kompetenz Profil entspricht. Und das nimmt hoffentlich auch ein Stück weit den Druck aus diesen Prüfungen raus und macht sie zu etwas, was einfach zum Lernprozess dazugehört. Das ist eine Form von Feedback, das notwendig ist, damit ich mich selber verorten kann. So was wie Meta Kognition entwickle also ein Verständnis dafür, wo stehe ich eigentlich in diesem Lernfeld? Was habe ich schon geschafft, was fehlt noch? Und entsprechend haben wir eben auch gesagt, dass die dominierende Prüfungsordnung bei uns eine mündliche Prüfung sein soll, weil das die beste Möglichkeit ist, jemandem direktes, wertvolles Feedback zu geben, das der Person eben auch hilft, den weiteren Lernprozess zu gestalten. Und nicht einfach nur hier ist eine Note bestanden. Bitte weitermachen. Und das ist uns dann ziemlich auf die Füße gefallen, weil es in der Berliner Senatsverwaltung irgendwann einen Personalwechsel gab und mit dem Personalwechsel auch eine Art Neuinterpretation unserer Prüfungsordnung einherging und es dann plötzlich hieß Das geht so nicht. Im Gesetz steht eine Formulierung Da können sich Juristen trefflich drüber streiten. Da steht eben, dass in der Regel 75 % aller Module benotet sein müssen. Und wir haben gesagt Na ja, wenn das die Regel ist, dann kann es ja auch Ausnahmen geben, sonst stünde da ja nicht in der Regel also gesagt gut, wir sind die Ausnahme, wir benoten nur ganz wenig, weil uns natürlich klar war, am Ende braucht ein Abschlusszeugnis eine Note, sonst kann ich da draußen nichts mit anfangen. Aber wir haben gesagt, wir halten den größten Teil des Studiums frei von Noten. Und dann hieß es irgendwann Nein. In der Regel heißt es können auch 60 % oder 80 % sein. Aber nicht wie bei euch 15 oder 20 %. Und das heißt, wir mussten tatsächlich nachträglich Noten einführen, was sehr schmerzhafter Prozess war, weil unsere Studierenden natürlich überhaupt keine Lust darauf hatten. Und wir konnten das ja auch nicht wirklich vertreten. Im inhaltlichen Sinne haben wir gesagt Na ja, sind wir halt jetzt zu gezwungen. Ansonsten müssen wir die staatliche Anerkennung zurückgeben und das geht natürlich auch nicht. Also das war so ein Beispiel davon, wo wir ein Stück weit übers Ziel hinausgeschossen sind und dann ein bisschen zurückrudern mussten. Aber das ist eben auch der Prozess, wie man, glaube ich, innerhalb eines solchen regulatorischen Rahmens Dinge verändert. Man muss austesten, man muss schauen, wo lassen sich Dinge neu interpretieren, wo lassen sie sich gestalten, wo sind vielleicht auch die Behörden bereit, Regularien anzupassen, also Gesetze werden ja immer wieder verändert und novelliert und dann kommen neue Dinge rein. Und das Mag jetzt ein bisschen Hybris sein, aber ich habe schon das Gefühl, dass in der aktuellsten Version des Berliner Hochschulgesetzes sich auch ein paar Spuren von dem finden, was wir vielleicht mit angestoßen haben.

Das ist das Phänomen, wenn man sich insbesondere das deutsche Bildungssystem anschaut. Wenn man mit einzelnen Menschen spricht, hat man ganz oft das Gefühl, da ist ganz viel Innovationskraft und Neugier und Bereitschaft, was neu zu denken und zu unternehmen und zu gestalten. Aber die Beharrungskräfte der Institutionen sind dann doch so enorm, dass das immer wieder eingefangen, immer wieder eingebremst wird und dass manche auch einfach irgendwann aufgeben, weil sie das Gefühl haben, dass sie gegen dieses Beharrungsvermögen der Institutionen nicht ankommen. Wir brauchen diese grassroots Bewegung von unten, wo die einzelnen Menschen, die einzelnen Akteure was neu denken und unternehmen wollen. Aber wir brauchen auch den Willen derer, die den regulatorischen Rahmen bilden, dafür, Spielräume zu schaffen. Und nochmal genau zu fragen Was wollen wir hier eigentlich regulieren? Denn oftmals wird der Input reguliert, also wie viel Quadratmeter der biete ich und wie viel Lehrkräfte habe ich pro pro Schülerin oder wie viel Labor, Fläche oder Trallala? Statt zu gucken, was erwarten wir eigentlich als Output, was, was soll eigentlich am Ende dabei herauskommt? Und die Institutionen an ihrem Ergebnis zu messen und ihnen Freiraum zu geben, auf unterschiedlichen Wegen zu diesem Ergebnis zu kommen. Denn dann bekomme ich auch einen Wettbewerb von neuen Ideen und Konzepten, die sich aneinander messen lassen müssen und die nicht alle gleich aussehen, weil von oben schon vorgegeben wird, wie man bestimmte Lebenszusammenhänge zu gestalten hat. Wenn ich mich in einer Institution befinde, dann kann ich entweder sagen Ja, ist schon alles reguliert, ist schon alles vordefiniert und ich habe keinen Gestaltungsspielraum. Oder ich kann aktiv auf die Suche gehen nach dem Gestaltungsspielraum. Und wer das macht, findet zumindest im Hochschulbereich erstaunlich viele Freiräume, auch innerhalb der bestehenden Regularien. Ganz viel ist vorauseilender Gehorsam, weil man denkt, so muss es wahrscheinlich gemacht werden. Also machen wir es mal so und dann, wenn man es anders macht, stellt man fest Geht ja offensichtlich auch. Und dazu gibt es ja auch viele Beispiele von einzelnen Lehrkräften, von von Studiengängen, von ganzen größeren übergreifenden Lern konzepten, die einfach anders gedacht und umgesetzt werden, wo alle Beteiligten plötzlich merken hoppla, das geht ja trotzdem. Es wird auch akkreditiert und auch das geht auch an staatlichen Hochschulen. Und natürlich gibt es da viele Hürden, die man noch überwinden muss. Aber ich glaube, je mehr Menschen genau mit dieser Haltung darangehen, sich zu fragen Was kann ich eigentlich wirklich gestalten? Und im Zweifel sich eher hinterher entschuldigen als vorher um Erlaubnis fragen, desto schneller kommen auch Dinge in Bewegung. Und schaffen wir auch Beispiele, die dann wieder andere inspirieren und anderen zeigen, wie man daran gehen könnte?

Es ist viel konzeptionelle Arbeit am Anfang, aber natürlich ist das erst mal Papier und Papier ist geduldig und das muss dann mit Leben gefüllt werden. Wir sind mit einer Grundüberzeugung angetreten, wie Lernen grundsätzlich funktionieren sollte und wie eine ideale Lernumgebung aussehen sollte unserer Meinung nach. Und das ist ja nicht nur einfach eine Meinung, da gibt es ja auch wirklich viel, viel Forschung, zu viel wissenschaftliche Erkenntnisse, auch viel praktische Beispiele zu und drumherum haben wir auch ganz offen immer wieder zugegeben, gibt es ganz viele Dinge, die wir noch herausfinden, noch lernen und letztlich auch gestalten können. Das war unser großer Vorteil, dass wir von Anfang an Studierende haben, die das ernst genommen haben und die sich wirklich eingebracht haben. Das ist natürlich auch anstrengend, weil man dann nicht sagen kann Ja, ich habe mittwochs von 13 bis 15 uhr Sprechstunde, sondern die Studierenden fordern natürlich dann auch Aufmerksamkeit, wenn sie Feedback haben, wenn sie Kritik haben. Sie fordern auch, dass sich wirklich was ändert und sind da auch sehr deutlich und sehr direkt, wenn sie diese Einladung mal angenommen haben. Aber das ist eben genau die Möglichkeit, wie man mit etwas antreten kann, von dem niemand weiß, wie es perfekt funktioniert, sondern wo man wirklich sagen muss, Das müssen wir gemeinsam entwickeln und gemeinsam entdecken. Und das ist uns bisher glaube ich, erstaunlich gut gelungen. Das ist für Studierende manchmal auch ein Lernprozess und vielleicht am Anfang auch ein bisschen erschreckend, weil man natürlich in der Bildungseinrichtung reingeht und denkt, das ist alles fertig und das ist von vorne bis hinten durchdacht. Und ich muss das jetzt hier nur abarbeiten. Und dann sagen wir denen Nee, das ist nicht so in der Welt gibt es so einen lustigen Spruch It's not a buck, it's a feature. Also man sagt, das ist kein kein Fehler. Das ist bewusst so gestaltet, weil wir wollen, dass ihr euch einbringt. Und je fertiger ein Raum ist, je fertiger ein Konzept ist, desto weniger hat man den Impuls oder sieht überhaupt die Notwendigkeit, sich irgendwo einzubringen. Der Studiengang Kursleiter, der mit uns den Interaction Design Studiengang hier gegründet hat, der hat sich immer ein bisschen darüber beschwert, dass die Räumlichkeiten hier alle so designt sind, dass hier ein Interior Designer durchgegangen ist, der alles gestaltet hat und dass das Sofa nicht zufällig da steht, sondern genau ausgewählt wurde, weil er sagte Studierende müssen auch sehen, dass auch die Räume unfertig sind, damit sie den Impuls haben, sich einzubringen. Und der war ziemlich radikal. Der gesagt studieren müssen, auch mal eine Wand einreißen dürfen oder beschmieren. Da haben wir natürlich auch ein bisschen mit gerungen. Auch beim Lernen Konzept, die richtige Balance zu finden zwischen Ja, wir wissen, was wir tun. Und das ist auch wissenschaftlich fundiert und ihr werdet zum Abschluss kommen und ihr könnt hier einen Abschluss machen, wenn ihr wollt. Und ihr werdet garantiert einen Job finden da draußen. Und wir haben die Wahrheit auch nicht gefunden, sondern wir müssen gemeinsam rausfinden, wie das für unsere Beteiligten hier läuft. Ein Beispiel ist das Orientierung Semester. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir unseren Studierenden im ersten Semester die Chance geben wollen, erst mal anzukommen und sich zu orientieren, Teil der Community zu werden und auch die Studiengänge kennenzulernen und zu verstehen. Was steckt dahinter? Denn wir sehen tagtäglich, dass Menschen sich für ein Studium entscheiden, ohne wirklich zu wissen, Was sind eigentlich meine Alternativen? Also was gibt es überhaupt da draußen? Und ohne genau zu verstehen, was dieses Studium alles beinhaltet. Also allein in der Informatik. Wir hatten ja den Vizepräsidenten für Lehre der RWTH Aachen zu Gast, der uns erzählt hat, dass sie in der Informatik im Bachelor eine Abbrecherquote von über 60 % haben. Und das liegt natürlich zum Teil daran, dass Leute an Mathe, Klausuren scheitern etc. Das liegt aber ganz oft auch daran, dass Leute erst im Studium feststellen, dass das gar nicht das ist, was sie erwartet hatten. Das heißt, wir wollten unseren Studierenden die Chance geben, hier anzukommen und dann mal rauszufinden, welcher der drei Studiengänge, die wir anbieten, liegt Ihnen eigentlich am besten? Dieses Orientierung Semester, Da hatten wir am Anfang bestimmte Ideen, wie das ablaufen sollte. Nachdem die erste Generation unserer Studierenden durch dieses Orientierung Semester durch war, kamen wir auf uns zu und haben gesagt die Idee ist ja ganz nett, aber die Umsetzung könnte besser sein. Also um uns mit denen hingesetzt und dieses Semester neu gestaltet und das haben wir im Grunde jedes Jahr wieder gemacht, um zu schauen, wie können wir es besser machen? Wie können wir noch besser das erreichen, was wir eigentlich im Kopf hatten mit diesem Orientierungs Semester. Und das gilt für Prüfungs formen. Das gilt letztlich für die Entwicklung unserer Lernplattform. Das gilt für ganz viele Elemente, dass die Studierenden bei uns sich ganz, ganz entscheidend eingebracht haben und bis zu diesem Tag noch ganz entscheidend einbringen. Wir hatten auch am Anfang zum Beispiel nicht oder Tom vielleicht ich nicht damit gerechnet, dass wir so viele Unternehmensgründungen haben würden von Menschen, die noch im Studium sind, die nicht erst warten, bis sie einen Abschluss gemacht haben, sondern schon im zweiten, dritten Semester sagen Hey, ich habe eine Idee oder ich habe schon gegründet und jetzt finde ich hier Leute, die, die mitmachen und ich mache das jetzt größer. Wir haben jetzt ungefähr jeder zehnte Coding Student jedes Studentin an der Code gegründet, schon im Studium und das ist im Curriculum natürlich nicht vorgesehen. Also da haben wir auch ganz viel gelernt und versucht dann rauszufinden, wie können wir die Gründerinnen und Gründer darin unterstützen, dass sie trotzdem weiterstudieren, dass es nicht in Entweder oder ist? Wo Ich sag Ja, jetzt muss ich mein Studium pausieren, weil ich gründen möchte. Nein, du lernst doch weiter. Ganz viele spannende Dinge und wir zeigen dir mal, welche Module aus den Studiengängen, die wir haben, eigentlich zu den Erfahrungen passen, die du gerade im Prozess machst. Und das Schöne bei uns ist ja man muss bei uns kein kein Seminar besuchen oder an keiner Vorlesung teilnehmen. Man kann im Grunde zu jedem Modul zur Prüfung erscheinen und einfach sagen Ich glaube, dass ich diese Kompetenz besitze und ich möchte das jetzt mal beweisen im mündlichen Gespräch, in der mündlichen Prüfung. Und diese Lernerfahrung kann man eben nicht nur bei uns in Workshops und Seminaren und Vorlesungen machen. Die kann man auch im Praktikum machen oder eben im Gründungs Prozess. Und das ist eins der vielen Beispiele, wo wir natürlich mit unseren Studierenden gelernt haben, wie kann man die besser unterstützen? Wie kann man das möglich machen? Wie kann man denen ermöglichen, ihre Lernerfahrung fortzusetzen und auch zu formalisieren, während sie an ihrer erfolgreichen Gründung arbeiten?

Letztlich ziehen wir ja auch vor allem Menschen an, die in gewisser Weise auf der Suche sind nach einem alternativen Lern Konzept, nach einer anderen Lernumgebung. Es verirrt sich ja niemand zufällig an die Code als Studentin oder als Student. Und da geht es sehr stark um dieses Unternehmertum gepaart mit Nachhaltigkeit, mit sustainability, also mit der Frage wie kann ich eigentlich mit dem, was ich an unternehmerischer Energie und Ideen habe, wie kann ich die Welt irgendwie ein Stückchen besser machen und letztlich haben wir aber auch einfach klassische Techies, also Leute, die in dieser Tech Industrie in dieser Welt aufgehen und da ganz wichtige Dinge weiter gestalten weiterentwickeln. Aber auf einer technischen Ebene bleiben und sagen ab, mit dem Unternehmerischen habe ich gar nichts am Hut. Ich begeistere mich eben für wirklich für die Technik an sich. Wir haben aber auch Studiengänge wie Interaction Design, wo es ja auch ganz viel um um Empathie geht, also darum, sich in die Nutzerinnen und Nutzer hineinzuversetzen und zu überlegen, Wie nehmen die eigentlich Technik wahr. Insofern sind die Lebenswege und auch die Karrierewege, die wir jetzt beobachten, bei unseren Absolventinnen und Absolventen sehr, sehr vielfältig. Und noch hat sich jetzt noch kein Muster herauskristallisiert. Das einzige Muster, was wir sehen, ist, dass wir glaube ich, überdurchschnittlich viele Studierende haben, die abbrechen, weil sie einfach merken, dass ihr Leben gerade sich so entwickelt, dass sie den Abschluss gar nicht mehr brauchen. Zum Teil, weil Unternehmen sagen Hey, du kannst auch ohne Abschluss bei uns anfangen. Wir ermöglichen unseren Studierenden ja viel Kontakt mit Partnerunternehmen über Projekte, über Praktika, über sonstige Tätigkeiten. Und da gibt es immer mal wieder den einen oder den anderen, der sagt Ja, das Jobangebot ist super, ich glaube, ich brauche keinen Abschluss mehr. Und natürlich betrifft das ganz stark die, die unternehmerisch tätig werden und dann merken, dass sie da erste Erfolge haben, also in irgendeinen Accelerator Programm reinkommen oder ihre ersten Investoren haben oder erste Kunden haben und das Produkt plötzlich anfängt zu funktionieren. Und dann sagen Ja, wahrscheinlich mache ich das jetzt Vollzeit und den Abschluss brauche ich gar nicht mehr. Und wenn man mal ehrlich ist, ist das auch genau der richtige Ansatz. Denn ich glaube, wir leben heute in einer Welt, wo es nicht sinnvoll ist, ein Abschluss zu machen, nur um des Abschlusses willen. Der muss Mittel zum Zweck sein. Und ich muss irgendeine Idee haben, die darüber hinausgeht und dann mich entscheiden, dass das ein wichtiger Baustein dafür ist, um diese Idee zu verwirklichen oder dieses Ziel zu erreichen. Und wenn ich dieses Ziel nicht habe oder ein anderes Ziel habe und sage, dafür brauche ich keinen akademischen Abschluss, dann ist das meines Erachtens heutzutage völlig legitim. Und dann würde ich auch jedem raten, diesen Weg zu gehen ohne Abschluss, anstatt sich jetzt zu quälen, um dieses Papier noch in Händen zu halten, weil im Zweifel keiner mehr danach fragen wird. Wir haben jetzt extra in unsere Studie Verträge ein Passus eingebaut, der es den Studierenden erlaubt, selbst wenn sie sich exmatrikuliert, jederzeit wieder zurückzukommen und ihr Studium fortzusetzen. An dem Punkt, an dem sie aufgehört haben, um auch da wieder den Druck rauszunehmen und sagen Ja, du musst auch den Abschluss nicht jetzt machen, Wenn du später irgendwann feststellst, dass du ihn vielleicht doch brauchst, weil du doch in Beamtenlaufbahn einschlagen möchtest oder noch einen Master draufsetzen, in die akademische Welt rein möchtest, dann komm einfach wieder und mach da weiter, wo du aufgehört hast. Und das ist auch letztlich eine ganz praktische Umsetzung dieser Idee des lebenslangen Lernens, die wir, glaube ich, alle noch mal besser verstehen und besser umsetzen müssen.

Jede neue oder neu gegründete Hochschule kann man in einer gewissen Weise als Start up bezeichnen. Und da ist schon ein bisschen Bewegung im deutschen Markt. Das ist ja etwas, was viele gar nicht wissen dass das Phänomen private Hochschule in Deutschland ein relativ neues ist. Bis Anfang der 80er gab es in Deutschland praktisch keine private Hochschulen, die waren auch im Gesetz überhaupt nicht vorgesehen. Und dann kam die erste, wenn ich das richtig weiß Die Universität Witten Herdecke. Und um die gründen zu dürfen, musste damals auch das Landes Hochschul Recht geändert werden, weil das gar nicht vorgesehen war. Und seither erlebt dieser private Bildungsmarkt auch im Hochschulbereich doch einiges an an Innovation und Veränderung. Es gibt zum Beispiel in Brandenburg eine relativ junge Hochschule, die Exponential University und es tauchen immer wieder neue Hochschul Formate auf. Insofern sind wir nicht die einzige Hochschule, die gleichzeitig Start up und Hochschule ist. Aber ich denke doch, dass wir die Einzige sind, die dieses Start up Sein wirklich verinnerlicht hat. Nicht nur, weil wir selbst Startup sind, sondern weil wir auch eingebettet sind in dieses Berliner Start up Ökosystem. Und glücklicherweise war uns allen Gründern sowie unseren unseren Gesellschaftern, die uns am Anfang Geld gegeben haben, völlig klar, dass wir das hier nicht machen, um den Profit zu maximieren. Man kann mit privaten Hochschulen in Deutschland auch sehr viel Geld verdienen, aber da muss man natürlich einen Preis für zahlen. Das heißt, man muss versuchen, möglichst viele Studierende in einen Klassenraum oder in einen Vorlesungssaal zu packen, möglichst wenig Professoren, Stunden auf möglichst viele Studierende anzuwenden, möglichst viel automatisieren und standardisiert. Dann kann man als private Hochschule in Deutschland auch durchaus profitabel sein. Unser Konzept ist sehr aufwendig. Das fängt zum Beispiel mit der Tatsache an, dass wir gesagt haben auch wenn wir als private Hochschule auf Studiengebühren angewiesen sind, weil wir kein Geld vom Staat bekommen, wollen wir trotzdem eine Möglichkeit finden, dass jeder bei uns studieren kann, den wir für geeignet halten, unabhängig von den persönlichen finanziellen Verhältnissen. Und da haben wir letztlich einfach das geklaut, was sich an der Universität Witten Herdecke schon bewährt hatte, nämlich diesen umgekehrten Generationenvertrag, dieses Income Share Agreement. Und glücklicherweise hat sich tatsächlich aus dem studentischen Verein, der das an der Uni Witten Herdecke betreibt, eine neue Organisation, eine Genossenschaft, gebildet, die das als Dienstleistung für Bildungseinrichtungen anbietet Die Chancen Genossenschaft. Gegründet auch von zwei ehemaligen Kommilitonen aus Witten. Und die sind quasi unser Dienstleister in dem Bereich. Das heißt, wenn Studierende zu uns kommen als Bewerberinnen und sagen, wir möchten gerne dieses Später Zahler Modell in Anspruch nehmen, dieses komische Agreement, dann können wir die zur Chancen Genossenschaft schicken, die Macht, mit denen ein Vertrag und die Chancen Genossenschaft überweist uns die Studiengebühren und wickelt dann mit den Studierenden diese einkommensabhängige später Zahlung ab. Das heißt, das ist eine Dienstleistung, die wir natürlich sehr gerne in Anspruch genommen haben damals, und das war Glück. Oder Zufall oder Schicksal, wie auch immer man das nennen möchte. Dass die Chancen Genossenschaft im Grunde zum gleichen Zeitpunkt gegründet wurde wie Decode University. Und insofern gibt uns das die Chance, das Modell anzubieten. Nicht ganz. In dem Umfang, in dem wir das gerne tun würden, weil die Chancen Genossenschaft aus verschiedenen Gründen sagt Wir können dieses Modell nur Menschen aus bestimmten Herkunftsländern anbieten, und wir inzwischen Studierende aus über 80 Ländern haben. Das heißt, wir haben viele Bewerberinnen, die zwar gerne ein Später Zahler Modell in Anspruch nehmen würden, aber von der Chancen Genossenschaft keinen Vertrag bekommen. Und die haben wir in der Vergangenheit im Grunde auf unsere eigene Kappe genommen. Das heißt, wir haben gesagt, wir bieten dir trotzdem eine einkommensabhängige später Zahlung an und wir verzichten einfach jetzt auf die Studiengebühren. Das Problem ist da kommt wieder der Start up Charakter, der Code ins Spiel. Davon kann ich keine Rechnungen bezahlen. Selbst wenn ich davon ausgehe, dass die Studentin oder der Student aus dem Berufsleben später dann die Studiengebühren bezahlen wird, dauert es 567 Jahre, je nachdem, wie die ihren weiteres Leben gestalten, ob sie noch einen Master machen, wie erfolgreich sie im Beruf sind, ob sie vielleicht ein Startup gründen, damit auf die Nase fallen. Und das heißt, uns fehlen fast viereinhalb Millionen Euro, die wir eigentlich als Studiengebühren bräuchten und die wir erst deutlich später bekommen werden, wenn unsere ehemaligen Studierenden dann anfangen, aus dem Berufsleben heraus zurückzuzahlen. Und das ist natürlich für so ein kleines Start up wie Decode eine große finanzielle Herausforderung, sodass wir leider heute nicht so viele Income Share Agreements anbieten können, wie wir das eigentlich würden, Weil wir unglaublich viele Bewerbungen bekommen von Menschen, von denen wir sagen, Die sind talentiert, diese motiviert, die sind neugierig. Aber sie können sich eben das Studium nicht leisten, insbesondere eben aus wirtschaftlich schwächeren Ländern. Und das ist total schade, weil das natürlich auch Menschen sind, die die der deutschen Wirtschaft helfen würden, die hier als Fachkräfte hinkommen und die auch nach dem Studium nicht wieder verschwinden wollen, sondern die natürlich erst mal eine Chance sehen, auch hier in Deutschland oder Europa den Karriere Einstieg zu schaffen und uns auch als Wirtschaft weiterhelfen würden. Und da suchen händeringend nach finanziellen Lösungen, weil wir es alleine als als kleine private Hochschulen und Startup nicht leisten können und weil wir diese später Zahlungs Modelle anbieten wollen, führt das dazu, dass wir immer noch nicht break even sind. Das heißt, als Startup ringen wir immer noch darum, eine gewisse finanzielle Stabilität zu erreichen. Und das ist ehrlich gesagt auch was, wo wir manchmal auch ein stückweit zurückrudern müssen, was unsere Idealvorstellung eines Lean Konzepts angeht, weil wir sie uns schlicht und ergreifend nicht leisten können. Es gibt in Deutschland ein interessantes Phänomen in der privaten Hochschullandschaft. Es gibt eigentlich keine private. Jetzt muss ich vorsichtig sein. Keine private Hochschule mit einem ausgeprägten Profil Anspruch, die sich aus sich selbst heraus finanziert. Meistens stecken dahinter Stiftungen, Mäzene, Unternehmen, Irgendjemand, der dafür geradesteht, dass sich das als Geschäftsmodell nicht rentiert. Und da suchen wir als Startups Hochschule mit mit Profil Anspruch mit besonderem Lern Konzept immer noch so ein bisschen unseren Platz und ich bin gespannt, wie sich das weiter gestalten wird.

Wir haben jetzt die siebte Generation an Studierenden aufgenommen und müssten jetzt Ich habe jetzt die genauen Zahlen nicht im Kopf, aber wir müssten jetzt die 600 Studierenden Marke geknackt haben. Wir sind da, wo man am Anfang mit jeder Hochschule erst mal hin möchte. Man möchte natürlich Menschen haben, die das Studium abschließen, egal jetzt, ob mit oder ohne offiziellem Zertifikat. Aber sagen Ich war hier, ich habe viel gelernt. Ich habe das mitgenommen, was ich mitnehmen wollte. Und jetzt gehe ich meinen Weg in der Welt. Das ist natürlich erst mal der Beweis dafür, dass das Konzept grundsätzlich funktioniert. Und da sehen wir sehr viele erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen, die ihren Weg machen, die auch wohlwollend zurückblicken, teilweise jetzt schon wieder Wege gefunden haben, sich hier einzubringen, die weiter im Kontakt mit der Community bleiben wollen. Wir haben sogar zwei Studierende, die mit ihren unternehmerischen Tätigkeiten recht viel Geld verdient haben und jetzt in die Coda als Firma investiert haben. Also unsere eigenen Studierenden, die plötzlich Gesellschafter der Hochschule werden, bei der sie Studierende waren. Und insofern haben wir diesen Meilenstein natürlich schon erreicht. Aber gleichzeitig sind wir noch weit davon entfernt, dass hier alles so funktioniert, wie wir es uns idealtypisch vorstellen. Wir sind immer noch sehr klein, wir sind immer noch in Berlin und man kann sich da natürlich ganz viele Dinge vorstellen. Wir haben jetzt angefangen, in den nicht akademischen, nicht formalen Bereich reinzugehen, weil wir natürlich sehen, dass alleine diese Forderung einer Hochschulzugangsberechtigung ganz viele Menschen ausschließt. Wir haben zum Beispiel jetzt im dritten Jahr ein Programm für Menschen mit Fluchthintergrund, die oftmals keine Zeit für ein ganzes Studium haben, teilweise auch gar nicht nachweisen können, dass sie die passende schulische Bildung haben und etwas ganz anderes brauchen. Und für die haben wir ein eigenes Programm aufgelegt, dass es dann ein Non Degree Programm, das heißt, man bekommt ein Hochschul Zertifikat, aber eben keinen staatlich anerkannten Studienabschluss. Aber man bekommt die Chance, hier zu lernen, Teil der Community zu werden, ein Netzwerk aufzubauen und hoffentlich eben das zu finden, was man braucht, um dann einen erfolgreichen Berufseinstieg hinzukriegen. Und diese Art von weniger formalisierte Bildung, die dann mehr Menschen zugänglich ist, ist sicherlich ein wichtiger Entwicklungsbereich. Eine andere Sache, die für uns immer noch aussteht, ist Wie können wir insbesondere mit den Unternehmen, die wir als Partner schon gewonnen haben, Angebote schaffen, die auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Unternehmen offenstehen, die es sich nicht leisten können, noch mal für zwei, drei Jahre zu studieren, die aber trotzdem ganz dringend Input brauchen fachlicher Art, aber auch Lernumgebung Lern Konzepte, die ihnen helfen, neue Geisteshaltungen zu dieser ganzen Veränderung, mit der sie konfrontiert werden, zu entwickeln. Ich glaube, das sieht man in der Unternehmenswelt gerade auch sehr deutlich, dass die Idee von Weiterbildung sich verändert und auch verändern muss. Es geht nicht mehr darum, einfach Leuten bestimmte Dinge beizubringen, wie sie dann mit einer Software oder mit einem Produkt oder mit einer Maschine anders arbeiten können, sondern es geht darum, ihnen zu helfen, andere Geisteshaltung zu entwickeln. Weil viele diese Veränderungen, insbesondere die technologischen Veränderungen, als Bedrohung empfinden und sich deswegen gar nicht offen damit auseinandersetzen können und auch gar nicht genau wissen, wie sie das in ihrem Alltag, in Ihrem Arbeitsalltag sinnvoll einsetzen können. Und gleichzeitig wissen wir alle, dass es diese Auseinandersetzung braucht, weil die Menschen sonst den Anschluss verlieren. Dafür braucht es aber ganz andere Lern Konzepte. Denen kann man nicht sagen Hey, studiert doch bei uns einen Bachelor. Und so gibt es ganz viele Themen, die noch offen sind. Wir sind mitten in der Auseinandersetzung mit der Frage Was bedeuten eigentlich die ganzen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz für uns? Ich glaube, wir sind da ganz gut aufgestellt, weil wir als Tech Hochschule natürlich uns schon vor dem Hype mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Aber natürlich ist das auch ganz viel in Bewegung und wir müssen uns auch noch mal fragen, was macht das eigentlich mit unserem Lern Konzept? Und bringen wir unseren Studierenden da genug bei oder bieten wir denen genug Möglichkeiten, sich da auszuprobieren? Also ich sehe da noch viele, viele Entwicklungsmöglichkeiten und wenn überhaupt, dann sind wir ganz am Anfang der Geschichte, die wir als Code hier schreiben wollen.

Über diesen Podcast

Bei Durchfechter kommen ungewöhnliche Menschen zu Wort, die Bedeutendes gewagt haben: kühne Forscher, innovative Lehrer oder Entrepreneure. Durchfechter ist ein Podcast des MERTON-Magazins für Bildung, Wissenschaft und Innovation.

von und mit Ernst Timur Diehn, Corina Niebuhr, Michael Sonnabend

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